CAVE Modell

by Somatic Experiencing Practitioner Christian Brunner

Was bringt mir das CAVE Modell?

 

Dieses Modell verdeutlicht die Genialität unseres Nervensystems. Beginnt man diesen sehr einfachen Mechanismus zu verstehen, so kann dies einen großen Einfluss auf die persönliche Wahrnehmung in sich selbst und andere haben. Egal welche Methode sie anwenden, sie bekommen sehr wahrscheinlich ein tieferes Verständnis der Prozesse zwischen Ihnen und Ihrem Klienten.

 

Das CAVE Modell beschreibt in einer sehr einfachen und verständlichen Weise den simplen und hochintelligenten Bewältigungsmechanismus unseres Nervensystems in Gefahrensituationen. Dieser Mechanismus wurde von Peter Levine in seinen Werken beschrieben und von Stephen Porges in seiner Polyvagal Therorie über mehrere Jahrzehnte erforscht und belegt.

 

Kommt es zu einer bedrohlichen Situation möchte sich ein Lebewesen durch Kampf oder Flucht (FIGHT OR FLIGHT) entziehen. Gelingt dies nicht und empfindet das Nervensystem die Lage als zu gefährlich werden überwältigende Emotionen „stumm“ geschalten, sprich abgespalten (FREEZE AND FRAGMENT).

 

Dies diente ursprünglich in Säugetieren dazu, den Stress des Todeskampfes nicht zu spüren. Auch erhöhte sich die Überlebenschance der gejagten Tiere, da durch diesen Freeze sich Gelegenheiten zum Überleben ergaben. In manchen Momenten war das Raubtier durch den Wegfall des Fluchtmodus der Beute irritiert oder es wurde durch andere Tiere abgelenkt. Das gejagte Tier endete in diesen Fällen nicht als Beute.

 

Dieser geniale Bewältigungsmechanismus hat sich in der menschlichen Spezies perfektioniert.

 

Ab dem Moment des Freeze ist jedoch sofort ein Raumwiedereinnehmender Impuls im Nervensystem aktiv, um diesen Zustand wieder aufzuheben. Stellen sie sich einen zusammengedrückten Softball vor, der sich ohne Zusammendrücken wieder ganz natürlich in seine Ursprungsform zurückentfaltet. Auch in uns arbeitet dieser Impuls ständig daran, dass unsere Anbindung an den Körper und die Sinne wiederhergestellt werden. Ziel ist es, aufgerichtet wieder vollständig im inneren und äußeren Raum präsent zu sein.

 

Das Nervensystem benötigt jedoch einen Zustand von Sicherheit, damit dieser Raumwiedereinnehmende Impuls bis zur Grenze des Freeze durchdringen kann. Passiert dies, so „drängt“ dieser Impuls nun bis hin an die Grenze des Freeze, beginnt diesen aufzutauen und der fragmentierte Stress wird in einem sicheren Umfeld entladen. Der bis dahin unvollständige Kampf/Flucht Versuch kann nun im Inneren zu Ende gebracht werden. Bei anderen Säugetieren läuft dieser Prozess einfach solange durch bis sie von fragmentierten traumatischem Stress befreit sind. Unterdrückt das Nervensystem im Menschen nun durch bewusst oder unbewusst vorhandene Schutzmechanismen (Ängste) diese Dynamik, befindet sich unsere Nervensystem in einer Endlosschleife und es entstehen unweigerlich Folgeproblematiken dieses Konflikts. Der Raumwiedereinnehmende Impuls will jedoch Expansion in unseren natürlichen Raum. Der Schutzmechanismus (Angst) hält uns in einer kontraktierenden Schutzhaltung oder in einer zu starken Angriffshaltung und beeinflusst somit den klaren Zugang zu unseren inneren und äußeren Sinnesreizen.

 

Betrachtet man die Entstehungsgeschichte dieser gegen den Raumwiedereinnehmenden Impuls ankämpfenden Schutzmechanismen (Ängste) näher,  wird schnell klar, dass auch deren Zweckmäßigkeit damals in der Zeit der Entstehung für das System notwendig zum Überleben waren. Es gab KEINE Sicherheit und damit KEINE Möglichkeit zur Entladung. Im Gegenteil, diese Schutzmechanismen (Ängste) haben die Entladung aus gutem Grund verhindert. Das Nervensystem hat bis zu diesem Zeitpunkt bereit gelernt, dass es zum Überleben weniger schmerzhaft war, den Raumwiedereinnehmenden Impuls in Schach zu halten. Die Öffnung und damit die Konfrontation mit den Ängsten und dem fragmentierten traumatischen Stress wurden zur verbotenen Zone. Je jünger wir sind, je mehr benötigen wir unsere Bindungspersonen als sichere Umgebung. Irgendwann im Laufe unseres Leben war es der Fall, dass diese Sicherheit oder eine andere Sicherheit gefehlt hat. Oft sogar im Außen die Bedrohung anstieg, je mehr der Raumwiedereinnehmende Impuls mitsamt der damit gekoppelten Emotionen wieder seinen natürlichen Platz einnehmen wollte. Und auch hier wieder die unglaubliche Intelligenz unseres Körpers: Um dieser Bedrohung zu entgehen, wurde das Beenden des unterbrochenen Kampf/Flucht Dynamik ausgesetzt. Und zwar bis zu einem Zeitpunkt, der vom Nervensystem als sicher angesehen wird. Eine absolut perfekte Adaption an äußere Zustände von Gefahr. Genial! Hier ein herzliches Dankeschön an die Evolution.

 

 

Wie lautet nun die Lösung? 

 

Das CAVE Modell ist keine Methode. Es beschreibt lediglich den Mechanismus, an dem JEDE Methode arbeitet. Durch die simple Logik und das einfache Verständnis kann jeder Therapeut seine angewendete Methode verfeinern.

 

Am deutlichsten sichtbar wird dieser Mechanismus für mich in der SE Methode, Aufstellungsarbeit oder somatischen EGO-STATES Arbeit. Aber jede andere Therapieform kann mit dieser Dynamik genau so gut arbeiten, wenn der Begleiter seine Methode im Kern verstanden hat. Ich durfte zahlreiche Arbeitsweisen kennenlernen und freue mich an der Vielfalt in diesem Feld. Es ist jedoch sehr hilfreich, den Körper auf die Reise der Heilung mit einzubeziehen. Immer angepasst an die  Quantität von Traumatisierung.

 

Ein kurzer Ausflug in die SE Arbeit. Diese Methode beginnt nun den Raumwiedereinnehmenden Impuls direkt eine Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Dieser verstärkt sich und beginnt das Nervensystem im Klient zu öffnen. Es kommt zu einer Expansion und Entspannung. Momente später wird jedoch der alte Schutzmechanismus, spürbar durch Angst, einspringen und somit die Öffnung und das Entladen verhindern. Es kommt wieder zu eine Kontraktion. Jetzt kommt es zu einem entscheidenden Moment! Bleibt nun der Klient bei diesem "Impulskampf" beginnt die Auflösung des Konflikts. Der Freeze Zustand wird aufgetaut. Der Klient macht die alternative Erfahrung, dass er nun nicht mehr auf die alte Überlebensstrategie angewiesen ist. Entgegen der Befürchtung kann dieser nun durch die Angst "tauchen" und angestaute Emotionen durch den Körper laufen lassen. Erreicht der Raumwiedereinnehmende Impuls seinen Ziel, das Nervensystem wieder in seinen Ursprungszustand zurückzuversetzen, so balanciert sich der Schutzmechanismus aus. Dieser ist weiterhin aktiv, jedoch nicht mehr mit unterkoppelten oder überkoppelten Ängsten verbunden.  Das System befindet sich maximal im "Hier und Jetzt" und maximal im inneren und äußeren Raum. 

 

Es kann auf jeder beliebigen Ebene gearbeitet werden. Auf der Bewegungsebene, der kognitiven Ebene, der emotionalen Ebene , der somatischen Ebene oder der Ebene des Bildererlebens.

 

 

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Christian Brunner

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